American Shaolin
USA, 1991 von Lucas Lowe, 106 Minuten
Was beginnt wie ein weiterer - wenngleich durchaus actionreicher - Karate-Kid-Klon, wird bald so etwas wie eine Highschool-Komödie der etwas anderen Art. Der spätpubertäre Karatekämpfer Drew Carson trifft im Finale eines Turniers auf Kampfmaschine Trevor Gottitall (got it!?). Dieser bringt es fertig, ihn während des Fights bis auf die Unterhose zu entblößen, weshalb der traumatisierte Drew erst daran denkt, seine Kämpferkarriere an den Nagel zu hängen, sich dann aber entscheidet, nach China zu reisen, um bei den Shaolin den letzten Schliff für seine Skills zu erhalten.
Kaum angekommen, hat er dieses Vorhaben scheinbar wieder vergessen, denn in der für diese Zeit des US-Films so typischen Überheblichkeit, macht er sich sogleich daran, den Tempelalltag auf den Kopf zu stellen. Statt innerer Einkehr, Bescheidenheit und Fokussierung heißt es bald: Rock n Roll, Rebellion und Playboy-Heftchen für alle, was in entsprechend launigen Montagen Einzug in Lucas Lowes Filmchen hält. Man ist sich auch nicht zu schade, dem Lehrmeister kleine Pranks zu spielen, wie sie selbst den Lümmeln von der ersten Bank zu peinlich gewesen wären: Wassereimer über der Tür, eingeseifter Boden, Korb voll Mehl… fehlt nur noch das Furzkissen.
Natürlich fliegt unser American Hero aber auch nach dem zehnten Vergehen und Küsschen auf der Engtanzparty nicht aus dem jahrhundertealten Kloster. Stattdessen finden er und seine neuen Shaolin-Freunde die vermeintliche Balance aus Tradition und Moderne, Mönchsgewand und Bluejeans, Fasten und Football, Bubblegum und Beten. Und bald sind alle happy mit dem Best of both worlds. Drew wird, was er hofft zu sein und kehrt zurück in die Zivilisation, um Rache zu nehmen. So weit so plump so unterhaltsam.
In American Shaolin ist alles enthalten, was man heute nur noch mit anderthalb zugedrückten Augen erträgt: Fernöstliche Mystik aus dem Comicbuch, penetrantes Sponsoring durch Marlboro, kulturelle Missionierung und eine billige Romanze. Die Handlung ist eigentlich schon erzählt, bevor man überhaupt die Playtaste betätigt hat.
Und dennoch ist jede Zeitreise in die letzten Vor-Internet-Jahre ja am Ende irgendwie ein Genuss. Es ist was es ist was es ist. Man kann davon nicht lassen.
★★★★★☆☆☆☆☆