Child’s Play
CAN, USA 2019 von Lars Klevberg, 90 Minuten
Oh Gott, ich kann kaum glauben, dass ich das wirklich schreibe, aber „Child‘s Play“ ist ein verdammt unterhaltender, gut gemachter Film, der es nicht nur spielend schafft, das Level des Originals zu übertrumpfen , sondern selbst das Zeug zum Klassiker hat. Auf dem Papier ein typischer 2-Sterne-Kandidat. But no.
Die Story hat naheliegenderweise Parallelen zur 88er-Vorlage von Tom Holland, bekommt aber ein paar hübsche Updates: So ist es nicht der „böse Geist“ eines Killers, der hier ins Spielzeug fährt, sondern die Rache eines ausgebeuteten Sweatshop-Arbeiters, der die Software der heimvernetzten Puppe manipuliert. Chucky, das selbstlernende, leicht defekte Electronic Device wird schließlich erst durch seine Umgebung zu dem, was er ist. So richtig verroht er etwa, als er sich Horrorfilme anschaut. Besonders Texas Chainsaw Massacre 2 scheint ihm ein wahrer Lustgewinn, dank der komödiantischen Einsprengsel und der vor dem Bildschirm herzlich lachenden Nachbarskinder.
So hat der kleine „Buddi“ aus dem Hause Kaslan (=Amazon?) auch nie Böses im Sinn. Ihm geht es stets um etwas Spaß und die Aufmerksamkeit seines Besitzers. Er will doch nur spielen! Wäre da nur nicht diese Eifersucht…
Ein paar derbe Szenen hat „Child‘s Play“ ebenso zu bieten wie leichte E.T. Vibes (ohne in nostalgischen Kitsch abzugleiten), augenzwinkernden Humor, wirklich gute Schauspieler:innen, eine flotte Inszenierung mit der richtigen Portion selbstreferentiellen Humors und ein paar ikonische Sets (Lichterkette!). Über die vernetzten Kaslan-Haushaltsgeräte bekommt Chucky sogar soetwas wie telepathische Macht, ohne dass hier das Übernatürliche bemüht werden müsste. Well done. Nur beim Design des fiesen kleinen Protagonisten hätte man durchgehend darauf vertrauen können, dass gerade das harmlose Äußere den Schauer erzeugt und nicht so sehr die Momente, in denen die Puppe unsinnigerweise ihr Gesicht verzieht und rotglühende Augen bekommt.
Dennoch vielleicht der gelungenste aller lauwarmen Aufgüsse alter Gruselschocker in den letzten Jahren. Falls mal wieder ein „Pet Semetary“ oder ähnlich geherzte B-Ware ausgebuddelt wird, täte man gut daran, Regisseur Lars Klevberg den Job zu überlassen.
★★★★★★★★☆☆